Menschen begleiten fördern beraten
Seelsorge | Mentoring | geistliche Begleitung
Seelsorge
Mentoring
geistliche Begleitung
In der Gemeinde und darüber hinaus.
Seelsorge | Mentoring | geistliche Begleitung
Seelsorge
Mentoring
geistliche Begleitung
In der Gemeinde und darüber hinaus.
Jeder kann in seinem Alltag und in seinen Beziehungen Gutes weitergeben und jeder kann und sollte ebenso auch Gutes empfangen.
Das gilt ebenso in der Gemeinde, wo wir uns eine Kultur der gegenseitigen Ermutingung wünschen. Denn eine Gemeinde sollte eine heilende Gemeinschaft bieten, in der eine Verkündigung vom tröstenden und heilenden Wort des Evangeliums einen Raum haben und Gottes Gemeinschaft mit uns in den Sakramenten wie Abendmahl und Taufe erfahrbar werden.
Das scheint einigen erstmal nicht effektiv zu sein. Doch gerade die Förderung, Begleitung und Beratung von einzelnen Gemeindemitgliedern trägt zum Aufbau des ganzen Leibes Christi bei.
Wenn du für dich Gebet, Rat, Unterstützung und Förderung wünschst, oder auch wenn du selbst in dieser Hinsicht in andere Menschen investieren möchtest, dann findest du hier eine Orientierungshilfe.
Erfahrung teilen.
Seele heilen.
Näher zu Gott.
Der Versuch einer Abgrenzung zwischen Mentoring, Seelsorge und geistliche Begleitung gestaltet sich schwer, da es in der Beziehungs- und Prozessgestaltung immer wieder zu Übergängen oder Dimensionen des jeweils anderen Bereichs kommt. Genau darin liegt ja die Chance der verschiedenen Ebenen, wenn sie in einander fließen.
Mentoring findet eher in einem privaten Raum oder der Öffentlichkeit statt (Zuhause, in der Kneipe, beim Spaziergang). Für Seelsorge ist ein geschützter Raum wichtig. Anders ist es in der aufsuchenden Seelsorge. Geistliche Begleitung kann in sakralen Räumen und im geschützten Rahmen stattfinden.
Mentorinnen und Mentoren wollen Vorbild sein und erzählen deshalb auch von sich. Es kann auch zu einem wechselseitigen Austausch kommen und Ratschläge können dabei hilfreich sein. Seelsorgerinnen und Seelsorger versuchen einfühlsam, aber auch aus einer gewissen Distanz Perspektiven zu beleuchten. Die Person des Seelsorgenden steht im Hintergrund. In manchen Situationen zeigt sie stellvertretende Nähe für Gottes Mitleid und Vergebung. Geistliche Begleiterinnen und Begleiter versuchen in einem dialogischen Prozess Glaubensthemen zu bearbeiten.
Im Mentoring spielt das gegenseitige Kennenlernen zu Beginn eine wichtige Rolle. Ziele für den Mentoringprozess können sich erst später ergeben. Die Förderung kann die verschiedensten Themen umfassen. In der Seelsorge beginnt der Prozess nach einer kurzen Kennenlernphase damit das Problem zu verstehen, ein Ziel zu erarbeiten und die Erwartungen zu klären. Dann wird gemeinsam an einem Lösungs- bzw. Veränderungsprozess gearbeitet. Der Seelsorgeprozess wird nach Erreichung des Ziels abgeschlossen. In der geistlichen Begleitung werden ebenso nach einer kurzen Kennenlernphase die Fragen bzw. Sehnsüchte geklärt und es beginnt ein Prozess der Veränderung.
Mentoring wird meistens angefragt, wenn ein Mentee in seiner Persönlichkeit oder verschieden Lebensbereichen gefördert werden will. Seelsorge hat oft ein Problem zum Ausgangspunkt. Geistliche Begleitung wird aufgesucht, wenn es im geistlichen Leben zu Fragestellungen kommt oder sich nach geistlichem Wachstum ausgestreckt wird.
Mentoring wird über einen längeren Zeitraum verlaufen, der mindestens ein Jahr umfasst. Seelsorge findet über einen der Problemlösung entsprechenden Zeitraum statt. Geistliche Begleitung erstreckt sich ebenfalls über einem der Fragestellung entsprechen Zeitraum und kann auch über ein Jahr hinaus gehen.
Mentorinnen und Mentoren sollten reflektiert in Bezug auf ihre eigenen Erfahrungen sein. Seelsorgerinnen und Seelsorger benötigen gerade bei belastenden Themen eine gute persönliche Entlastungsmöglichkeit. Geistliche Begleiterinnen und Begleiter brauchen die Offenheit andere Zugänge zum Glauben als ihre eigenen mitgehen zu können.
Zur Freiheit hat Christus uns befreit.
Galater 5, 1
Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt.
Johannes 13, 34
Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.
Matthäus 25, 40
Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.
Römer 12,2
Mentoring hat das Potential zum Gemeindewachstum, z.B. durch die konkrete Förderung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Durch gelebte Nachfolge in einer Mentoringbeziehung kann ein geistlicher Entwicklungsraum gestaltet werden. Dabei liegt gerade die Chance in den verschiedenen Generationen einer Gemeinde. Erfahrene Christinnen und Christen können ihren Glauben und ihre Lebenserfahrung teilen.
Seelsorge kann die Berufung zur Freiheit konkretisieren. Dabei heißt Freiheit, selbständig das Leben zu gestalten und Verantwortung zu übernehmen. Hierzu ist es wichtig eigene Festlegungen bzw. Einstellungen und Erinnerungen zu bearbeiten. Seelsorge kann auch helfen in konkreten Lebens- und Konfliktsituationen eine Entscheidung zu fällen, indem eine Auseinandersetzung mit bisherigen Einstellungen ermöglicht wird. Dabei kann es dienlich sein, ein Problem klar zu verstehen, die verschieden Faktoren in der Situation zu erkennen und Auswirkungen abzuwägen.
Geistliche Begleitung fördert in der Gemeinde das persönliche Wachstum im Glauben. Es erfasst den Menschen in all seinen Beziehungen in der Nachfolge. Es hilft in der Gemeinschaft das Miteinander ernst zu nehmen und die Wirklichkeit so zu lieben, so wie sie ist, mit den Lebensfragen, den Momenten des Scheiterns und des Gelingens. Sie kann die verschiedenen Ebenen von Berufung durchdringen: die Berufung zum Leben, zum Glauben als Kind Gottes, zu einer Lebensform und dem Dienst im Reich Gottes. Sie kann weg von lebensverneinenden Gottesbildern und hin zu einer Freiheit und Lebendigkeit des Glaubens führen.
Die Vision einer Förder- und Ermutigungskultur wird gesät und fällt oftmals auf fruchtbaren Boden, da die Hilfe zum persönlichen Leben sich auf die ganze Gemeinde auswirkt.
Die Kommunikation der verschiedenen Möglichkeiten der Begleitung geschieht in der Gemeinde. Über die Leitungsgremien kann das Potential von Mentoring, Seelsorge und geistliche Begleitung in verschiedenen Kreisen, z.B. Hauskreisen thematisiert werden. In Predigten oder Gottesdiensten kann zeugnishaft von Veränderungsprozessen berichtet werden.
Die Institution von Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in der Gemeinde sollte vorgenommen werden. Darüber hinaus sollte ein Netzwerk von Mentoring, Seelsorge und geistliche Begleitung in der Gemeinde entstehen.
Während eines Mitarbeitertreffens taucht der Wunsch auf, nicht nur die Gruppenstunden zu planen, sondern auch manche Schwierigkeiten während des Kindergottesdienstes zu besprechen. Als hauptamtlicher Leiter des Kindergottesdienstes freue ich mich über so viel Vertrauen untereinander. Diese Atmosphäre im Miteinander will ich gerne unterstützen. So schlage ich vor ein bis zweimal im Jahr unser Treffen so zu gestalten, dass wir in einen Austausch über unsere Erfahrungen kommen können.
Wünschenswert wäre eine Mitarbeiterkultur, die andere ernst nimmt, in der Vertrauen den anderen gegenüber entgegengebracht wird und Fehler sein dürfen. Folgende Fragen könnten dann behandelt werden: Was gehört alles zu meiner Aufgabe und wer kann mir dabei helfen? Welche Gaben habe ich und wie kann ich sie weiterentwickeln? Wie gehe ich mit Misserfolg und Schwierigkeiten in der Kindergottesdienstgruppe um?
Die Mitarbeiter freuen sich über diese Perspektive. Hier wird wirklich die Chance verwirklicht, die entsteht, wenn ich meine Angst überwinde und andere in mein Leben schauen lasse.
Beispiel aus: Faix/ Wiedekind 2017: 191-193
Nach der Konfirmandenstunde spricht mich Johanna an und fragt mich, ob ich kurz Zeit hätte. Ich nehme mir die Zeit und höre ihr zu.
Sie sagt, dass ihr Vater gestorben sei. Ihre Mutter sei total verzweifelt und sie selbst wisse auch nicht mehr, wie sie ihr noch helfen könne. Johanna ist 14.
Ich frage sie, wie es ihr gehe und was der Tod des Vaters bei ihr auslöse. Sie wirkt überrascht und sagt, dass sie noch keine Zeit hatte, darüber nachzudenken. Ihre eigene Traurigkeit ist auf einmal mit Händen zu greifen. Mir scheint, als realisiere sie erst in diesem Moment, was da eigentlich passiert ist und dass auch sie trauern darf. Ich mache ihr Mut dazu. Gleichzeitig frage ich nach weiteren Familienangehörigen, nach Freunden, nach Vertrauenspersonen.
Johanna hat noch eine jüngere Schwester und beide Großelternpaare, außerdem zwei enge Freundinnen. Auch in ihrer Klasse und in der Konfigruppe fühle sie sich wohl. Ihr wird deutlich, dass sie über ein Netz funktionierender Beziehungen verfügt. Das hilft ihr jetzt. Ich biete ihr weitere Gespräche an und frage sie noch einige Male im Anschluss an die Konfistunden, wie es ihr gehe.
Das Eingebundensein in ein Netzwerk und der vertraute Wochenrhythmus mit Schule, Kirche und Verein geben ihr Halt. Am Tag ihrer Konfirmation wird es noch einmal besonders sichtbar, dass Johannas Vater fehlt. Auch dafür gibt es Zeit an diesem Tag.
Beispiel aus: Günther 2018: 62f
Im unserem ersten Treffen spricht der in einer Gemeinde tätige davon, wie er sich selbst in seiner Arbeit immer wieder unter Druck setzt, wenn viele Anforderungen der Gemeinde auf ihn einstürmen. Er weiß, dass Gott ihn liebt und er nicht für seine Liebe etwas tun muss, jedoch entsteht immer wieder eine Spannung zwischen Wissen und dem inneren Anspruch es allen recht zu machen. Er will sich in solchen Situationen mehr der Liebe Gottes bewusst werden. Daraufhin arbeiten wir die nächsten Treffen an seinen bewussten und unbewussten Gottesbildern.
Er bekommt die Aufgabe exemplarisch für vier Zeiten seines Lebens je ein Bild zu malen: aus den Jahren der Kindheit, der Schulzeit, dem Zeitpunkt der Lebensentscheidung und heute. Dabei kann er von einer Erinnerung, wie Gott deutlich wurde, ausgehen. Diese Bilder besprechen wir nun im Hinblick auf die bewussten und unbewussten Gottesbilder und schauen uns seine Entwicklung an. Ebenso frage ich nach den prägenden Gottesbildern der Eltern und welche Botschaften dazu gehören. Ihm wird deutlich, dass es die Gottesbilder der Eltern sind, die er in angespannten Situationen erlebt und die im Widerstreit mit seinem Glauben stehen.
Wir gehen in unseren Gesprächen einen gemeinsamen Weg, auf dem er sich von den elterlichen Gottesbildern verabschiedet. Das hilft ihm in angespannten Situationen diese zu identifizieren und sich davon zu trennen. Über einen längeren Veränderungsprozess erlebt er mehr und mehr Leichtigkeit und Produktivität in seiner Arbeit.
Beispiel aus: Frielingsdorf 2008: 232f
Seelsorge, Mentoring oder geistliche Begleitung können in der Gemeinde als Begriffe schon sehr hoch gehangen werden. Deshalb ist es wichtig sich gegenseitig zu ermutigen, ob hier eine Begabung und ein Anliegen bei einer Person vorliegen. Darüber hinaus können Schulungen, Material zur praktischen Hilfe, Ansprechpartner und Erfahrungsberichte im Gemeindealltag hilfreich sein.
Als Mentorin oder Mentor brauche ich nur meinem Mentee „ein Schritt voraus sein“. Ich habe die Bereitschaft Vorbild zu sein und mir ins eigene Leben schauen zu lassen.
Als Seelsorgerin und Seelsorger kann ich eine gewisse Distanz wahren, um Prozesse bewusst anzuleiten. Ich kenne die Bedeutung von biografischen Einflüssen auf die Einstellungen und den Umgang mit Problemen.
Als geistliche Begleiterin und Begleiter bin ich mir meiner eigenen Glaubensentwicklung bewusst und der Entstehung von Gottesbildern im biografischen Zusammenhang.
Die Kompetenz eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen und halten zu können ist in jedem Fall von Bedeutung. Ebenso sollte ich eine gute Selbstreflexion besitzen, um meinen Anteil am Beziehungsgeschehen wahrnehmen zu können.
Eine Methodenvielfalt kann ich mir im Verlauf zunehmend aneignen.
Wenn ich mich in einem Mentoring-, Seelsorge- oder geistlichen Begleitungsprozess überfordert fühle, kann ich selbst gut Supervision oder Intervision in Anspruch nehmen. So gibt es in manchen Regionen ein Netzwerk, worüber ich andere Personen in diesen Bereichen finden kann. Es ist immer wichtig auch mal über den eigenen Tellerrand zu schauen. Weiterhin werden verschiedene Seminare in den unterschiedlichen Bereichen angeboten.
Wenn ich einen professionellen Rat brauche, kann ich selbst bei einer Beratungsstelle anrufen und eine Situation anonymisiert schildern.
Möglicherweise entdecke ich dann einen blinden Fleck in meiner Wahrnehmung oder kann eine Person an professionelle Hilfe verweisen.
Adressen und Ansprechpartner für Hilfe als Mentor, Seelsorger oder geistlicher Begleiter findest Du in unseren Rubrik
Ressourcen und FAQ
Bei Fragen findest Du bei uns auch einen persönlichen Ansprechpartner. Wir freuen uns auf ein persönliches Gespräch mit Dir via Zoom.
Fülle dazu das untenstehende Formular aus und unser Team meldet sich bei Dir!
Seelsorge und Psychotherapie haben beide die psychosoziale Hilfe zum Ziel, jedoch unterscheiden sie sich in vielen wichtigen Aspekten sehr stark voneinander:
Für Seelsorge liegt der Bezug auf Theologie und biblischer Anthropologie.
Psychotherapie bezieht sich auf Modelle der Psychologie und humanistischen Wertvorstellungen. Beide Wirklichkeitsverständnisse können sich gut ergänzen.
Seelsorge findet in christlichen Gemeinden, im Krankenhaus, im Strafvollzug und freiberuflicher Tätigkeit statt.
Psychotherapie wird ebenfalls in Kliniken und freiberuflicher medizinischer Tätigkeit ausgeübt.
Seelsorge geht von einer ganzheitlich biblischen Deutung existenzieller Situationen aus.
Psychotherapie erfolgt nach einer diagnostischen Einschätzung spezifischer Störungen.
Seelsorge kann über einen vereinbarten Termin auch in einer aufsuchenden Art und Weise und in unterschiedlichen Begegnungen im Alltag erfolgen.
Psychotherapie findet in einer formalisierten Begegnung und der Distanz vom Alltag statt.
Seelsorge wird über die Gemeindezugehörigkeit oder privat finanziert.
Psychotherapie wird von einem Dienstleister oder der Krankenversicherung übernommen.
Seelsorge greift auf christliche Traditionen und verschiedene psychologische Methoden in bewussten Vorgängen zurück.
Psychotherapie arbeitet darüber hinaus mit therapeutisch wirksamen Methoden, die unbewusste Prozesse hilfreich beeinflussen.
Ein Mensch in der Krise sollte abwägen, welche Hilfe er benötigt. In einem guten Seelsorgegespräch kann eingeschätzt werden, ob Seelsorge oder Psychotherapie sinnvoll ist.
Adressen und Ansprechpartner für eine Mentoring, seelsorgerische oder geistliche Begleitung findest Du in unseren Rubrik Ressourcen und FAQ
In der Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin und kirchlich anerkannten Gemeindepädagogin bzw. zum staatlich anerkannten Erzieher und kirchlich anerkannten Gemeindepädagogen wird am Marburger Bibelseminar Grundlagenwissen in Mentoring, Seelsorge und geistliche Begleitung vermittelt. Damit sind die Absolventinnen und Absolventen befähigt, Menschen zu begleiten, zu beraten und zu fördern. Weiterhin wird für die Studierenden persönliches Mentorin, Seelsorge oder geistliche Begleitung angeboten.
Tobias Faix/ Anke Wiedekind (2017): Mentoring. Das Praxisbuch. 7. erweiterte Auflage. Neukirchener Verlagsgesellschaft, Neukirchen-Vluyn.
Michael Herbst (2012): Beziehungsweise. Grundlagen und Praxisfelder evangelischer Seelsorge. Neukirchener Verlgagsgesellschaft, Neukirchen-Vluyn.
Matthias Günther (2018): Jugendseelsorge. Grundlagen und Impulse für die Praxis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen.
Karl Frielingsdorf (2008): Mein Leben mit Gott versöhnen. Ein Kursbuch für geistliches Wachsen und Begleiten. Echter Verlag, Würzburg.
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